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Ein narrativer Ansatz an die Verstecken-Aktion in D&D 5e

3 Minuten Lesezeit

Die Verstecken-Aktion sorgt in Dungeons & Dragons 5e des öfteren für Verwirrung. Kann mein Charakter sich verstecken, wenn der Gegner ihn sehen kann? Ist es möglich, ungesehen die Deckung zu wechseln?

In diesem Artikel versuche einen eigenen Ansatz an die Verstecken-Aktion zu schildern. Dabei werde ich einerseits die geschriebenen Regeln untersuchen und sie anschließend um eigene Beschränkungen erweitern. Das Ziel ist es, ein konsistentes aber vor allem nachvollziehbares Verständnis zu erreichen.

Einer der wichtigsten Punkte, die für Unklarheit sorgen ist, was mit Verstecken eigentlich genau gemeint ist. Ist damit nur die Veränderung der Sichtbarkeit meines Charakters gemeint? Inkludiert die Aktion auch den Weg, den mein Charakter zurücklegen muss, bis zu dem Ort, an dem er sich zu verstecken beabsichtigt?

Motivation

Die Verstecken-Aktion ist ein zentraler und vor allem spaßiger Teil vieler Klassen. Doch viele haben das Gefühl, dass die Verstecken-Aktion, so wie sie oftmals benutzt wird, dazu tendiert, die Immersion zu brechen, wenn darauf wert gelegt wird.

Folgender Fall: Ein Charakter (Schurke) steht im Sichtfeld einer gegnerischen Kreatur. Er entscheidet sich, sich hinter einem Baum zu verstecken. Er schafft den Wurf auf Heimlichkeit. Eben noch im Sichtfeld der Kreatur, schießt der Charakter nun aus der Deckung, um einen Pfeil zu schießen. Der Charakter hat beim Angriffswurf einen Vorteil, Fähigkeiten wie Hinterhältiger Angriff werden ausgelöst.

Wenn Wert auf ein Narrativ gelegt wird, ist es schwer zu erklären, warum die gegnerische Kreatur überrascht sein sollte. Der Charakter, der eben noch vor ihr stand, feuert aus der Deckung, welche dieser einen Augenblick zuvor betreten hat. Es ist keine Zeit vergangen, in welcher die Kreatur die Aufmerksamkeit hätte verlieren können. Der Umstand, dass die Kreatur keine Möglichkeit bekommt, auf das Verschwinden zu reagieren, unterstreicht die Annahme, dass sehr wenig bis keine Zeit vergeht.

Die folgende Auslegung der Regeln soll das Problem beseitigen, ohne Spieler:innen den Spielspaß am Verstecken zu nehmen.

Sichtkontakt brechen ≠ Verstecken

Ein Blick auf die Angriffs-Aktion zeigt uns, dass für Aktionen Vorbedingungen erfüllt sein müssen, damit der Charakter die Aktion überhaupt nutzen kann. Für einen narrativeren Ansatz an die Verstecken-Aktion, reicht eine einfache Erweiterung der Bedingungen, welche in den Regeln genannt werden:

Du kannst dich nicht vor einer Kreatur verstecken, die dich während deines Zugs deutlich gesehen hat.

Diese Bedingung ist die effektivste und einzigste Anpassung der Regeln für die Verstecken-Aktion. Letztendlich handelt es sich dabei, um eine Erweiterung der bestehenden Regeln.

Du kannst dich nicht vor einer Kreatur verstecken, die dich deutlich sehen kann.

Player's Handbook S. 177 (Deutsche Ausgabe)

Die zuvor angesprochene Komponente der Zeit wird mit dieser Anpassung in die Regeln integriert. Sie hat zur Folge, dass Kreaturen die Möglichkeit bekommen, auf den Schurken zu reagieren.

Verstecken kann sich der Charakter erst, wenn die Kreatur, vor der er sich verstecken will, bis zu seinem nächsten Zug keinen Sichtkontakt herstellen kann. Denn in dieser Zeit vergehen wertvolle Sekunden. Sekunden reichen aus, um im Eifer des Gefechts die Position des Charakters zu vergessen, wenn der Kampf weiter tobt und die Kreatur abgelenkt wird. Damit ist die narrative Konsistenz wiederhergestellt.

Deutlich sehen = Leicht verschleiert

Sowohl in der angepassten Bedingung für die Verstecken-Aktion, als auch in der originalen Variante ist von deutlich sehen die Rede. Was bedeutet es, nicht deutlich zu sehen zu sein. Fähigkeiten wie Deckmantel der Wildnis (Volk der Waldelfen) geben dazu Details preis.

Du kannst versuchen, dich zu verstecken, obwohl du nur von Blattwerk, starkem Regen, fallendem Schnee, Nebel oder anderen natürlichen Phänomen leicht verschleiert wirst.

Player's Handbook S.21 (deutsche Ausgabe)

Die Fähigkeit impliziert im Umkehrschluss, dass eine leichte Verschleierung im Normalfall ausreicht, damit gegnerische Kreaturen Charaktere an der Verstecken-Aktion hindern können. Daraus folgt, dass für Charaktere ohne Fähigkeiten wie Deckmantel der Wildnis die Verstecken-Aktion nur nutzen können, wenn sie komplett verschleiert sind. Zusätzlich lässt sich diese Definition mithilfe der Regeln zur Deckung erweitern.

Ein Ziel, [..] das sich in vollständiger Deckung befindet, wird lückenlos von einem Hindernis verdeckt.

Player's Handbook S. 196 (deutsche Ausgabe)

Daraus wird deutlich, dass es Charakteren, die sich in vollständiger Deckung befinden, möglich ist, die Verstecken-Aktion zu nutzen.

Konklusio

Es hilft die Verstecken-Aktion wie eine Abwandlung der Angriffs-Aktion zu betachten. Trotz allem handelt es sich dabei, um eine Kampfhandlung. Es muss eine Vorbedingung für diese Kampfhandlung erfüllt sein, um sie überhaupt nutzen zu können.

Die neue Auslegung der Regeln schränkt die Kampfkraft all jener, welche exzessiv die Verstecken-Aktion benutzen, minimal ein. Dafür unterstützt sie ein konsistentes Narrativ, welches für viele Gruppen wichtiger für den Spielspaß ist als Effizienz und Effektivität der Fähigkeiten.

Es gibt keinen Angriffswurf, wenn kein Gegner in Reichweite ist.
Es gibt keine Heimlichkeitswurf, wenn der Oger dir direkt in die Augen blickt, bevor du dich hinter einer Mauer duckst.